Unser Kindergarten ist ein Ort, in dem das Leben nicht erklärt,
sondern gelebt wird.
(Franz Kett)
Spiel
Laut BEP (Bayerischer Erziehungs- und Bildungsplan) ist das Spiel das Prinzip des Lernens im Kindergarten. Spiel heißt für das Kind, spielend zu lernen, obwohl es oft Schwerstarbeit ist. So ist das Spiel Lebensgrundlage. Im Spiel kann das Kind seine Fähigkeiten frei entfalten und sich ausdauernd und konzentriert mit einer Sache beschäftigen.
Das Freispiel
Das Freispiel nimmt bei uns einen großen Teil des Tagesablaufes ein. Die Spielzeit beginnt, wenn das Kind im Kindergarten angekommen ist. Es wählt Spiel, Mitspieler, Ort, Material und Dauer nach eigenen Wünschen und Interessen aus. Die Freispielzeit findet im Gruppenraum, in den entsprechenden Spielbereichen, im Flur sowie im Freien statt.
Bedeutung für das Kind
Durch das freie Spielen wird die Gesamtentwicklung ganzheitlich gefördert. In allen Bereichen (sozial, kognitiv, kreativ, emotional) kann das Kind mit allen Sinnen Reize aufnehmen und somit Lernerfahrungen sammeln. Weiterhin lernt es sich darzustellen, akzeptiert zu werden, Rücksicht zu nehmen, verzichten zu können, Regeln anzunehmen, Meinungen zu vertreten, Konflikte verbal zu lösen, helfen und beschützen zu können.
Praktische Umsetzung
Raumteilverfahren
Als Grundvoraussetzung sind verschiedene Spielbereiche wichtig. Unsere Gruppenräume sind nach dem Raumteilverfahren der Margarethe Schörl eingerichtet. In allen Gruppen gibt es feste Spielbereiche, die die Kinder altersadäquat benutzen. Die Puppenwohnung spiegelt die häusliche Lebensumwelt der Kinder wider. So gibt es zum Beispiel einen Herd, der mit Kochgeschirr die Kinder anregt, hauswirtschaftliche Tätigkeiten nachzuahmen. Dieser Bereich dient als Rückzugsmöglichkeit, in dem häufig Rollenspiele stattfinden.
Die Konstruktionsbereiche
Weiterhin bieten wir Konstruktionsbereiche, die mit unterschiedlichen Materialien wie z.B. Holzbausteinen, Lego, Naturmaterialien usw. ausgestattet sind. In diesen Bereichen können die Kinder kreativ und spielerisch die Grundbegriffe von verschiedenen Formen und Farben und der Statik erlernen. Für Regelspiele und Legematerial sind eigene Bereiche vorhanden. Rückzugsmöglichkeit bietet der Bereich der Bilderbücher. Hier können es sich die Kinder bequem machen und in Ruhe Bilderbücher betrachten. Außerhalb des Gruppenraumes laden gruppenübergreifende Bereiche, die sogenannte Kuschelecke, Bällebad und Autoteppich usw. zum Freispiel ein. Aus jeder Gruppe trifft sich hier eine bestimmte Anzahl von Kindern (pro Gruppe zwei Kinder).
Gelenktes Spiel
Beim gelenkten Spiel muss das Kind Regeln einhalten. Die Erzieherin gibt dem Kind Impulse und stellt Arbeitsmaterial zu Verfügung.
Bedeutung für das Kind
Durch das Einhalten der festen Regeln z.B. bei Brett-, Lege- und Steckspielen lernt das Kind einerseits sich unterzuordnen, andererseits sich zu behaupten. Bei diesen Spielen wird die Ausdauer, die Konzentration, die Geduld und die Sprachbildung gefördert. Durch ein gelenktes Rollenspiel kann man ein Thema vertiefen und besser verständlich machen.
Praktische Umsetzung
Wir stellen den Kindern Zeit, Raum, Mobiliar, Spielmaterial und diverse Utensilien für das angeleitete Rollenspiel bereit. Tun bedeutet im Kindesalter Spiel. Man soll dem Spiel so eine Lenkung geben, dass alles, was das Kind in sich trägt und zur Entfaltung drängt, entfaltet wird. (Fröbel)
Gezielte Angebote
Im Kindergartenalltag gibt es neben dem Freispiel einen weiteren wichtigen Bereich, das „gezielte Angebot“. Es wird von dem pädagogischen Personal geplant, durchgeführt und geleitet.
Diese gezielten Beschäftigungen können in der Großgruppe mit allen Kindern, in der Kleingruppe, nach Alter zusammengefasst oder mit dem einzelnen Kind stattfinden.
Bedeutung für das Kind
Das Kindes lernt seine Aufmerksamkeit über einen begrenzten Zeitraum auf eine bestimmte Aktivität zu richten, während es eigene Bedürfnisse, Interessen und Wünsche aufzuschieben gilt. Im gemeinsamen Handeln erleben sich die Kinder als Gruppe. Aufeinander warten, gegenseitiges Helfen und andere soziale Verhaltensweisen werden besonders geübt während gezielter Angebote.
Für das pädagogische Personal bietet sich hierbei die Möglichkeit, den Entwicklungsstand der Kinder einzuordnen, die Bedürfnisse der Kinder und ihre Fähigkeiten wahrzunehmen und auf diese zu reagieren. Die gezielten Angebote fördern – je nach Art – die Konzentration, das Selbstvertrauen, den Gemeinschaftssinn und umfassen: Sing- und Fingerspiele, Bilderbuchgeschichten, hauswirtschaftliche Angebote wie Backen und Kochen, Basteln, Entspannungs- und Wahrnehmungsübungen, Bewegungsangebote ... und vieles mehr.
Praktische Umsetzung
Die praktische Umsetzung eines gezielten Angebotes gliedert sich meistens in drei Teile: die Hinführungs-, die Erarbeitungs- und die Abschlussphase. In der Hinführungsphase wird das Thema interessant eingeleitet, um die Neugier auf das Kommende zu wecken. Dies kann geschehen z.B. durch ein Rätsel, durch Ertasten eines Gegenstandes usw. In der Erarbeitungsphase wird der zielorientierte Lerninhalt vermittelt und erarbeitet.
Durch Sehen, Hören, Fragen stellen und Beantworten werden die Kinder angeregt, sich aktiv am Geschehen zu beteiligen. Wir gestalten etwas zu einem bestimmten Thema oder setzen das Erarbeitete in Bewegung um. Um eine hohe Konzentration zu erreichen, ist es uns wichtig, die Kinder so oft wie möglich mit einzubeziehen und nicht nur als Zuhörer zu sehen. In der Abschlussphase wird das Erarbeitete noch einmal zusammengefasst, damit es sich die Kinder besser einprägen können. So kann man als Abrundung zu dem gezielten Angebot z.B. eine gemeinsame Lege-Arbeit gestalten.
Projekte
Bei einem Projekt erforschen Kinder und ErzieherIn (Alle sind Lernende!) verschiedene Lebensbereiche. Dabei werden auch Menschen außerhalb der Einrichtung mit einbezogen (Experten, Eltern). Projektarbeit kann sich über unterschiedliche Zeiträume erstrecken (zwei Stunden, einen Tag, ein halbes Jahr oder länger). Mit Hilfe der Dokumentation werden Projektprozesse festgehalten und Gespräche über die Entwicklung der Kinder und ihrer Themen angeregt. In der Regel steht am Ende ein sichtbares Produkt. Aber das Ergebnis eines Projekts ist eher zweitrangig. Der Prozess der Entwicklung zum Ergebnis hin ist wichtiger als das Ergebnis selbst (Der Weg ist so wichtig wie das Ziel!).
Bedeutung für das Kind
Die weitaus meisten Lernerfahrungen werden im Verlauf eines Projektes gemacht; im Prozess findet die Erweiterung kognitiver, emotionaler, motorischer und sozialer Kompetenzen statt. Projektarbeit ist dazu geeignet, den unterschiedlichen Strategien kindlicher Wissensaneignung, deren Bedürfnis nach lustvollem Experimentieren, dem Verlangen nach Eigenaktivität und dem Anliegen, sich mit anderen über Erlebnisse auszutauschen, gerecht zu werden.
Durch die Projektarbeit lernen / erleben Kinder:
- • bei einem Thema zu bleiben und es von allen Seiten zu beleuchten
- • die Lust am Lernen
- • unterschiedliche Wege, das eigene Lernen selbst zu organisieren
- • neue Problemlösungstechniken, Abstraktionsfähigkeit, Urteilsvermögen und Kritikfähigkeit
- • demokratische Entscheidungsprozesse zu praktizieren
- • Teamfähigkeit zu erwerben und Konflikte konstruktiv zu lösen
- • sich mit der realen Welt um sie herum auseinander zu setzen
- • ihr Handeln immer wieder zu reflektieren und dabei die Lerninhalte zu begreifen (Fachkenntnisse)
- • sich sprachlich gut auszudrücken (Wortschatzerweiterung)
- • sozialverantwortlich zu handeln und gute Umgangsformen zu praktizieren
- • ihr erworbenes Wissen anderen weiter zu vermitteln (Lernen durch Lehren)
- • Bezug zu Mengen (Abstimmungen), Rangfolgen und zum Schriftbild (Dokumentationen) aufzubauen
- • sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren
Praktische Umsetzung
Start der Projektinitiative
Interessensgebiete, die Kinder in Gesprächsrunden genannt haben, werden für alle Gruppenmitglieder veranschaulicht, indem sie z.B. aufgemalt und an einer Projektideenwand angebracht werden. Zusätzlich kann die Erzieherin Themenvorschläge einbringen, die sich durch Beobachtung der Spielgruppen und einzelner Kinder ergeben haben oder durch Ergebnisse einer Gruppenanalyse (Was brauchen unsere Kinder zurzeit?).
Eine kleine Auswahl der herausgefilterten Themen wird den Kindern zur Abstimmung angeboten. Ist eine Projektidee gefunden, erstellen wir einen
Verlaufsplan - Projektskizze:
- • Was wollen wir unternehmen oder tun?
- • Wo soll alles stattfinden?
- • Wie können wir vorgehen?
- • Wann planen wir welche Aktion?
- • Welche Materialien müssen wir uns besorgen?
- • Wer kann uns dabei unterstützen?
Vorbereitung:
In Arbeitsgruppen werden Bücher und Materialien zum Thema gesammelt, Kontakte zu Experten hergestellt, Informationen besorgt und Eltern zur Mithilfe gewonnen.
Durchführung:
- • Jetzt können alle aktiv werden, Orte besuchen, sammeln, werken und schaffen. Alles wird dokumentiert.
- • Nach jeder Aktion wird mit den Kindern über den Verlauf gesprochen (meta-kognitive Ebene), damit die Erlebnisse vom Tun ins Denken kommen (s. Lernkompetenz).
- • Danach werden die Erfahrungen den anderen Kindern der Gruppe erzählt und damit das Gelernte noch einmal vertieft.
- • Auch Probleme und Störungen werden thematisiert und nach kreativen Lösungen gesucht. (Wir machen keine Fehler, wir lernen!)
Abschluss:
1. Präsentation: Das Ergebnis des Projektes wird den Nachbargruppen, den Eltern oder der Öffentlichkeit vorgestellt.
2. Auswertung: Gemeinsam mit allen Projektbeteiligten wird der Ablauf des Projekts sowie die Präsentation der Ergebnisse noch einmal besprochen und Schlussfolgerungen für zukünftige Projekte erarbeitet.
Garten
Unser Garten, der aus zwei Ebenen besteht, bietet viele Möglichkeiten zum freien Spiel. Im oberen Bereich befinden sich eine Wippe, Schaukel, Klettergerüst und ein kleiner Sandkasten. Das Kletterhaus im unteren Bereich wird häufig für die verschiedensten Rollenspiele genutzt z.B. als Piratenschiff. Ein großer Sandkasten motiviert die Kinder zum Kuchen backen, Burgen bauen, Tunnel graben oder große Löcher buddeln. Unser großes Sonnensegel, das auch als Sandabdeckung dient, schützt uns im Sommer vor großer Sonneneinstrahlung. Beide Bereiche werden durch eine Rutsche verbunden. In der Garage befinden sich Fahrzeuge aller Art, mit denen die Kinder auf den befestigten Flächen fahren können. An heißen Sommertagen laden ein Wassertrog und ein Wasserlauf zum Planschen und Matschen ein. Die Benutzung der Außenspielanlage wird von uns beaufsichtigt.